…wenn man jemanden liebt
Wenn man jemanden liebt,
so liebt man ihn nicht die
ganze Zeit,
nicht Stunde um Stunde auf die ganz gleiche Weise.
Das ist unmöglich.
Es wäre sogar eine Lüge, wollte man diesen Eindruck
erwecken.
Und doch ist es genau das, was die meisten
von uns fordern.
Wir haben so wenig Vertrauen in die Gezeiten des
Lebens, der Liebe, Beziehungen.
Wir jubeln der steigenden Flut entgegen und wehren uns erschrocken gegen die Ebbe.
Wir haben Angst, sie würde nie zurückkehren.
Wir verlangen Beständigkeit, Haltbarkeit und Fortdauer;
und die einzig mögliche Fortdauer des Lebens wie der
Liebe liegt im Wachstum, im alltäglichen Auf und Ab –
in der Freiheit; einer Freiheit im Sinne von Tänzern,
die sich kaum berühren und doch Partner in der gleichen Bewegung sind…
Anne Morrow Lindbergh: Aus
„Muscheln in meiner Hand“